DAS OSSUARIUM DER ZUKUNFT

Auftragstext für das WEHR51
Im Rahmen des Projekts VIRTUAL BRAIN | DIE ÜBERWINDUNG DES TODES – ein installativer Abgesang

Die Veröffentlichung des Textes auf der Seite des WEHR51 wurde durch den Deutschen Literaturfonds im Rahmen des Programms ‚NEUSTART | Stücke für ein grosses Publikum‘ gefördert. 


Im OSSUARIUM DER ZUKUNFT wird das Publikum an der Hirn-Computer-Schnittstelle von seinem persönlichen Immortalisierungs­begleitbot in eine virtuelle Welt geführt. Es entspinnt sich eine Reise, die sich durch vielstimmige Hirnregionen, durch aufblitzende Erinnerungen und Gefühle, poetische und entropische Momente bewegt. Es durchkreuzt Computer-Befehlssequenzen und Nachver­folgungs­ketten, empfängt immer wieder Störgeräusche und verzweifelt an der plötzlichen Stille im World Wide Web:

Hallo? Wo seid ihr?

Streicheln Sie sich einfach kurz einmal über den Frontallappen

Sehen Sie – schon ist alles wieder gut.

Doch können wir der Vision glauben?


Produktionen

WEHR51
DAS OSSUARIUM DER ZUKUNFT: Ausstrahlung des Hörspiels bei 674.fm am 11. März & am 13. Mai 2021 um 22 Uhr
VIRTUAL BRAIN: DAS OSSUARIUM DER ZUKUNFT (Fechner) & DIE HAUT (Leineweber)
Regie: Andrea Bleikamp
Als Theaterfilm bei dringeblieben.de seit 20. März 2021
UA: 30. September 2021| Orangerie – Theater im Volksgarten Köln; 2. Staffel: November 2021; 3. Staffel17: März 2022
Weitere Infos und Termine

WEHR51 – KANTINENGESPRÄCHE
Begleitend zu VIRTUAL BRAIN veröffentlicht das WEHR51 den sechsteiligen Podcast KANTINENGESPRÄCHE.
Aus dem Äther der WEHR51 Theaterkantine diskutieren die Theatermacherinnen Andrea Bleikamp und Rosi Ulrich mit der Wissenschaftlerin Dr. Sandra Nuy zu verschiedenen Themen, die in VIRTUAL BRAIN verhandelt werden: Ist Unsterblichkeit erstrebenswert? Was ist der Künstliche Mensch und ist dieser virenresistent? Und auch das Theater in Zeiten von Corona wird zum Thema: Wie wichtig ist körperliche Co-Präsenz von Performer:innen und Publikum?
Ab 10. März 2021.
Zum Podcast


ÜBER DAS PROJEKT: VIRTUAL BRAIN | DIE ÜBERWINDUNG DES TODES – EIN INSTALLATIVER ABGESANG

Wir stehen am Scheideweg zu einer neuen Evolutionsstufe, die verspricht, den Traum von der Überwindung des Todes und den von der Unsterblichkeit endlich wahr zu machen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien, wie intelligente Prothesen und Brain-Computer-Interfaces, bereiten dafür den Weg. Wie wird er aber aussehen? Als posthumaner Zustand einer virtuellen Welt in konservierten Hirnen oder einer Mensch-Maschinen-Symbiose, wie es James Lovelock in „Novozän“ beschreibt?

Selbstoptimierung ist zum Life-Style geworden. Intelligente Prothesen und Hirn-Computer-Schnittstellen versprechen neue Formen menschlichen Lebens, u.a. vertreten durch den Transhumanismus. Was aber verspricht sich der Mensch von dieser Selbstoptimierung, wo liegt die Grenze zur Manipulation und was ist das Eigene am „Ich“? Wann ist der Mensch Mensch? Haben wir früher die Unsterblichkeit mit dem ewigen Leben gleichgesetzt, so scheint sie heute einem Ersatzteillager physischer und informationsverarbeitender Komponenten gleichzukommen. Nicht-Funktionierendes wird ersetzt, und es entsteht ein „?…?“
Angesichts der Verletzbarkeit des Menschen hat das Thema eine herausragende Bedeutung. Die beiden Perspektiven –Optimierung des Körpers und abstrakt-geistige Hirn-Computer-Welt- einander gegenüberstellend, schreiben die beiden Autoren Charlotte Luise Fechner (DAS OSSUARIUM DER ZUKUNFT) und Götz Leineweber (DIE HAUT) je einen Teil. Raumfüllende Visualisierungen an der Schnittstelle „virtuell-abstrakter“ und „realer“ Welt und die emotionale Führung durch sensible Klangräume und Surround-Mixing von Sibin Vassilev kreieren neue Räume.